05.11.2006


Claudius Seidl

Der Zwiebelfisch stinkt vom Kopf her

Und genau darin offenbart sich das Prinzip Bastian Sick und womöglich auch das Geheimnis seiner Popularität:
Er zeigt mit dem Finger auf Leute, liefert jene dem Gespött aus, die sich eh schon schwertun, er appelliert, ausgerechnet auf dem Gebiet der Sprache, die (um es ein bißchen altmodisch zu formulieren) uns doch zu Höherem befähigen sollte, eher an die niedrigen Instinkte. Und insofern scheint die Arbeitshypothese über Sicks Wirkung nicht ganz zu stimmen, auch wenn man fairerweise erwähnen muß, daß sich in Sicks Kolumnen schon die eine oder andere Gebrauchsanweisung für korrekt zusammengeschraubte Sätze findet: Sicks Publikum scheint weniger aus jenen Leuten zu bestehen, die vor ihren Reisen die „Visas“ beantragen und „leckere Pizza's“ auf die Tafeln ihrer Imbißbuden schreiben. Vielmehr scheinen es die zu sein, denen der Unterschied zwischen dem Dativ und dem Genitiv bekannt ist, normal gebildete Mittelschichtsbewohner, denen Sicks dumme Späße die angenehme Gewißheit verschaffen, daß es zu denen da unten noch ein ganzes Stück Wegs weit ist.



Die Quelldatei dieses Ausdrucks finden Sie unter
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=516