22.10.2009


Theodor Ickler

Chaostheorie

Stöbern in alten Zeitschriften

Als ich kürzlich meine zigtausend Zeitungsausschnitte zur Rechtschreibreform in Kartons verpackte, weil sie einfach zu viel Platz wegnehmen (die 70 Aktenordner bleiben freilich noch an der Wand, dazu kommt dann noch der Festplattenplatz für den Rest), bekam ich einen seltsamen Eindruck.
Wieviel Haß uns Kritikern gerade von seiten der Journalisten entgegengeschlagen ist! Es scheint ganz überwiegend so, als ärgerten sie sich entsetzlich, von uns mit einem solchen Thema belästigt worden zu sein.
Das müßte mal untersucht werden.

Und dann noch etwas, was viele von uns wohl schon vergessen haben: Nach dem erfolgreichen Volksentscheid in Schleswig-Holstein tönten viele Medien und ganz besonders FOCUS und SPIEGEL: "Chaos in Schleswig-Holstein" (FOCUS), "Chaos an Schleswig-Holsteins Schulen" (SPIEGEL), "Anarchie im Schulheft" (FOCUS-Titel) usw. Es waren also keineswegs die Reformkritiker, die solche apokalyptischen Töne anschlugen.
In Schleswig-Holstein sollte schon 1998 kein Unterricht mit den nun wieder gültigen "alten" Büchern möglich sein, weil sie "längst entsorgt" waren, z. B. "einer Schule in Rußland geschenkt". Nun, mit Hilfe eines willfährigen Landtags (alle Parteien!) bekamen die Schleswig-Holsteiner ihre Reform zurück – und mußten die Schulbücher dann doch noch zweimal entsorgen. Übereifer schadet nur. Hätten sie bis heute gewartet und dann die Auskunft des Cornelsen-Verlags vernommen ("das ist Fachsprache"), so hätten sie bis auf die Fibeln überhaupt keine Bücher zu entsorgen brauchen.
Beiläufig: Wer war Heide Simonis? Wer war Gisela Böhrk? Nur von Hans Zehetmair ist noch manchmal die Rede, die anderen für den Milliardenschaden Verantwortlichen sind alle weg und vergessen.


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