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15.11.2013
 

Dankwart Guratzsch
Nichts als Pfusch
Deutsche Rechtschreibung? Ein Trümmerhaufen

Die Rechtschreibreform ist krachend gescheitert. Die Regeln des Schreibens haben ihre Verlässlichkeit verloren. Es wird höchste Zeit, dem Wirrwarr ein Ende zu setzen.

Siebzehn Jahre nach der Rechtschreibreform bietet sich an den Schulen ein niederschmetterndes Bild. Nur noch jeder fünfte Schüler der neunten Schulstufe in Deutschland beherrscht die deutsche Rechtschreibung. Das hat der "Rat für deutsche Rechtschreibung" herausgefunden und seinem Auftraggeber, der Kultusministerkonferenz, im Oktober bescheinigt. Dabei war es das erklärte politische Ziel der Reform gewesen, der Sprachgemeinschaft (und den Schülern im Besonderen) das Erlernen, Lesen und Schreiben der deutschen Schriftsprache zu erleichtern. Immer neue staatliche Eingriffe bis hin zur jüngsten Anweisung: "Schreib, wie du es hörst" haben aus der Rechtschreibung Konrad Dudens einen Trümmerhaufen gemacht. Vor sieben Jahren hat der für die "Weiterentwicklung" der Rechtschreibung eingesetzte "Rat" noch einmal 17 (!) von niemandem verwendete neue Unsinnsschreibungen von Fremdwörtern zurückgenommen. Das war das Letzte, was man von ihm gehört hat.

Jetzt haben die Kultusminister die Quittung: Der einzige über den engeren Kreis hinaus bekannte kritische "Kopf" dieses Gremiums, der Linguist Peter Eisenmann, schmeißt hin. Für den Versuch, die Rechtschreibreform doch noch irgendwie zu retten, ist das ein Desaster. Denn wer soll an seine Stelle treten?

Die Zeit ist reif für eine Generalinventur. Allerdings braucht man dafür den Mut zu einer Revision von Grund auf. Die Schönredner aus dem "Rat", die nichts offenlegen, nichts kritikwürdig finden, nichts Konstruktives zu einer Lösung beizusteuern vermögen, sind dafür kein Ansprechpartner mehr. Es gehört zu den dümmsten Argumenten in der Rechtschreibdebatte, die Orthografie einfachheitshalber gleich pauschal für unwichtig zu erklären. Das mag sie für die wirklich Intellektuellen tatsächlich sein. Für die breite Masse der Schreibenden ist sie es offensichtlich nicht. Da braucht man nur einmal die Internetforen, Blogs und Partnerbörsen durchzuscrollen, um immer wieder auf die Forderung von Briefschreibern zu stoßen: "Aber bitte nur Antworten in korrekter Rechtschreibung."

Orthografie für marginal zu erklären, nur weil die Rechtschreibreform nicht funktioniert, ist nichts als eine Verlegenheitsfloskel. Kommunikative Kompetenz wird in der Gesellschaft unverändert an der Beherrschung von Grundregeln gemessen. Aber die Regeln für das Schreiben, wie sie der geniale Konrad Duden aus dem Schreibgebrauch der deutschen Stämme und Regionen kompiliert hat und wie sie die Buchdrucker des Kaiserreichs rektifiziert haben, sie haben für weite Teile der Bevölkerung ihre Verlässlichkeit verloren. Verlage, Medien, Wörterbücher, selbst einzelne Schriftsteller schreiben nach eigenem Gusto. In der Lehrerschaft hat das Pfuschwerk Resignation, Unlust und Gleichgültigkeit ausgelöst. Das ist die Mitgift, mit der die Schule heute die Schüler ausstattet.

Dabei ist allein der Eindruck irrig, dass die Reform aus einem echten gesellschaftlichen Bedürfnis erwachsen sei und die Fachwissenschaft geschlossen hinter ihr stehe. In Wahrheit war sie das Anliegen einer kleinen Gruppe von Linguisten um den Siegener Germanisten Gerhard Augst, die im "elaborierten Code" der geltenden Rechtschreibung ein Instrument zur "Unterdrückung" breiter Volksschichten sahen und die Sprachgemeinschaft aus solcher Regelknechtschaft "befreien" wollten. Das Gegenteil wurde erreicht: Der Prozentsatz derjenigen, die sich in der Orthografie gewandt zu bewegen vermögen, ist infolge der Reform dramatisch gesunken, die Stigmatisierung derer, die ob ihrer Herkunft aus bildungsfernen Schichten über diese Fertigkeit nicht verfügen, hat zugenommen. Diese Beschädigung der Zugangswege zur Bildung ging einher mit der Beschädigung demokratischer Spielregeln, war doch die vermeintliche "Reform" nur unter Missachtung rechtsgültiger Bürgerentscheide durchzusetzen.

Wie aber konnte es einer Handvoll linguistischer Wissenschaftler gelingen, einer sich nach Kräften sträubenden Schreibgemeinschaft von hundert Millionen Mitteleuropäern widersprüchliche, am Schreibtisch ausgedachte Schreibweisen aufzuzwingen? Das ist nur möglich gewesen, weil es hinter den Kulissen zu einem bis heute nicht aufgearbeiteten Komplott zwischen westdeutschen und DDR-Linguisten kam. So war es allen anderen Argumenten voran die penetrant vorgetragene Drohung der Gruppe um Augst, die DDR werde ihre eigene Reform machen, wenn der Westen nicht vorangehe, die die bundesdeutschen Kultusminister kirre machte. Es war ein Sonderfall konspirativer Erpressung. Die Bereitschaft der "West"-Politiker, die alte Rechtschreibung umzustoßen, wurde von der durch die Wissenschaftler geschürten Sorge diktiert, der zweite deutsche Staat könnte nach der politischen auch die kulturelle Einheit der Deutschen aufkündigen. Dass der Geleitzug wegen der österreichischen, schweizerischen, liechtensteinischen, belgischen, luxemburgischen und Südtiroler Mitfahrer dann nicht mehr zu stoppen war, als über Nacht die Wiedervereinigung kam, gehört zu den historischen Ironien dieser überflüssigen und schädlichen Kulturrevolution.

Was aber vor zwanzig Jahren gegolten hat, kann heute keine Entschuldigung mehr sein. Seit 1996 haben zuerst die Mitglieder der Kommission, dann des Rats ihren Auftrag missachtet, den deutschen "Schrift-Usus" (also den mehrheitlichen Rechtschreibgebrauch) der Deutschen zu ermitteln und die "amtliche" Rechtschreibung daran anzupassen. Diese Arbeit hat das Gremium vom ersten Tag seines Bestehens an großzügig den Wörterbuchverlagen und dem Institut für deutsche Sprache in Mannheim überlassen, die aber jeder zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen und Auslegungen kommen. Die ebenfalls nicht vom "Rat" selbst, sondern durch unabhängige Untersuchungen auf der Basis von Millionen Daten gewonnene Erkenntnis, dass sich die Zahl der Rechtschreibfehler in Schüleraufsätzen und -diktaten nach der Reform verdoppelt hat, ist dem Rechtschreibkonsortium keine Beachtung wert.

Es war die Politik, die die Suppe eingebrockt hat. Es ist endgültig an ihr, die Konsequenzen zu ziehen. Der ratlose "Rat" hat keine Daseinsberechtigung mehr. Die Rechtschreibreform muss endlich durch ein unabhängiges, mit Gegnern und Befürwortern zumindest paritätisch besetztes Gremium auf den Prüfstand gestellt werden. Das Ziel ist klar: eine neue internationale Rechtschreibkonferenz, die dem unerträglichen Wirrwarr ein Ende setzt.


Quelle: Die Welt
Link: http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article121917513/Nichts-als-Pfusch.html


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Kommentare zu »Nichts als Pfusch«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2014 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#10020

Ah ja, das hatte ich schon zitiert und dann vergessen, danke für die Erinnerung. Ich werde alt – oder es ist die Nachwirkung der Spritze nach einer Zahnoperation...


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2014 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#10004

Und die CSU immer vornedran, dabei ist gerade deren bildungspolitisches „Sündenregister“ lang:
Die völlig missratene Rechtschreibreform von 1996 hat die CSU mitgetragen. Zwar erkannte der damalige Kultusminister Zehetmaier (CSU), dass das Ganze ein Fehler war. Da war das Kind aber bereits im Brunnen, da hatte man bereits zugelassen, dass eine kleine Gruppe von Linguisten die Sprache nach ihren Vorstellungen und gegen den Mehrheitswillen (wie er beispielsweise in einem rechtsgültiger Bürgerentscheid zum Ausdruck kam) verhunzen konnte.
Das „Phonetische Schreiben“, bei dem Grundschulkinder die ersten zwei Jahre so schreiben wie sie hören und Fehler nicht verbessert werden, wurde auch in Bayern eingeführt. Diesen Ideologie getriebenen Unsinn, der zu katastrophalen Rechtschreibkenntnissen führt, hat die CSU also auch mitgemacht.

(Bayernpartei, http://landesverband.bayernpartei.de/2014/das-zentralste-abitur)

Die Bayernpartei macht den „Ideologie getriebenen Unsinn“ der RSR aber auch mit, wie man sieht. Ich kann mich auch nicht entsinnen, daß sie je dagegen gewesen wäre.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.09.2014 um 14.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9982

Für Untertitel ist der verfügbare Platz begrenzt, da ist die bisherige Rechtschreibung platzsparender. Wenn in deutschen Fernsehfilmen Dialektsprecher so häufig mit Hochdeutsch untertitelt würden, wie in französischen Fernsehfilmen Dialekte mit Hochfranzösisch untertitelt werden, würde schnell auffallen, welche Schreibweise geeigneter ist.


Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 31.08.2014 um 20.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9981

In der Sendung "Mein Revier" auf Kabel1 sind die Untertitel heute in guter Adelung-Schreibung: "bißchen", "muß", ...


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2013 um 14.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9744

Wohl wahr, aber wieso "wäre gewesen"? Wir hatten ja den Volksentscheid in Schleswig-Holstein, und niemand zweifelte daran, daß er in anderen Bundesländern ebenso ausgefallen wäre. Aber wir haben auch gesehen, was eine entschlossene Zusammenarbeit aller Parteien daraus gemacht hat und jederzeit wieder machen würde. Das Volk ist eben viel zu dumm, um die Vorzüge einer Rechtschreibreform (einer Einheitswährung, einer Totalüberwachung, einer Haushaltsabgabe usw.) einzusehen. "Das Volk, es darf begehren. Aber Politiker machen, was sie wollen." (Kurt Reumann)


Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 07.12.2013 um 13.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9743

Ein Volksentscheid über die RSR wäre in der Tat die richtige Entscheidung gewesen aber unsere Politiker zeigen ja tagtäglich, was sie von "ihrem" Volk halten.

Die negativen Reflexe auf Volksentscheide lassen sich tatsächlich auf die Weimarer Republik zurückführen. Eigentlich ist da nur ein bestimmter Volksentscheid ursächlich, der "Volksentscheid gegen den Young-Plans". Dieser wurde bekanntlich 1929 abgelehnt (d. h. der Young-Plan konnte in Kraft treten), aber er hatte der NSDAP als eine der hauptsächlichen Befürworter eine große Publizität gebracht. Diese nützte ihr bei den 1930er Reichstagswahlen als sie den Stimmenanteil von 2,6 auf 18,3 % steigern konnte.

Ich persönlich meine, daß das eine falsche Schlußfolgerung ist. Hitler wurde bekanntlich nicht vom Volk sondern vom Parlament (Ermächtigungsgesetz) und vom Reichspräsidenten an die Macht gebracht. Die Volkswahl 1932 dagegen, als er gegen Hindenburg als Reichspräsidentenkandidat antrat, hat er verloren.

Im Grunde wollen die Parteien (CDU, SPD, FDP) keine Volksabstimmung, weil die Regierung keine wirksame Opposition haben möchte. Das Parlament ist, soweit es das Regierungslager betrifft, zur reinen Abnickerfunktion verkommen. Von da droht also keine Gefahr aber man will sich vom Volk keine Opposition bieten lassen.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 20.11.2013 um 18.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9717

Ich bin mit der Berliner Prüfungsordnung und den Studieninhalten nicht vertraut, auf die niedersächsischen und nordrhein-westfälischen treffen Ihre Ausführungen, Herr Markner, jedoch nicht zu.


Kommentar von R. M., verfaßt am 20.11.2013 um 02.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9715

Die Wissenschaftlichkeit der Politologie (wenn hier schon davon die Rede sein muß) erschöpft sich weitgehend darin, daß man sie erfolgreich an staatlichen Universitäten etabliert hat (was nicht selbstverständlich war, schließlich war die Deutsche Hochschule für Politik eine private Gründung, bevor sie von der FU Berlin geschluckt wurde). Ansonsten ist es ein Fach, wo man irgendeiner Meinung ist und sich untereinander mehr oder minder redlich zitiert.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 19.11.2013 um 22.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9714

Ich habe nicht behauptet, daß Sie behauptet hätten, daß in Ihrer Schule die Volksentscheide als ursächlich für den Niedergang der Weimarer Republik gegolten hätten. Ich habe gesagt, daß es in meiner Schule nicht so war.
Sie lesen nicht gründlich und nicht sinnerfassend genug.

Diese Art der Aufreihung, wer was wann behauptet hat oder nicht, ist mir zu blöd.


Kommentar von Pt, verfaßt am 19.11.2013 um 21.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9713

Ich weiß nicht mehr, ob damals die Volksentscheide der Weimarer Republik als ''ursächlich für den Niedergang der Demokratie'' vermittelt wurden, das habe ich auch nie behauptet. Was bei mir hängenblieb, war, daß der Lehrer offenbar eine – mir nicht verständliche – negative Meinung zu Volksentscheiden hatte/vermittelte. Mir hat dieses Unterrichtsfach eh nicht zugesagt, weil es mir zu ideologisch ausgerichtet war, wie ich mich heute ausdrücken würde – damals hätte ich sowas nicht so ausdrücken können –, und Elf- oder Zwölfjährigen kann man mit solchen Themen eh nicht kommen, das ist einfach nur langweilig. Was heute in Ihrem Lehrplan steht, ist eine Sache, was damals in dem Lehrplan stand, der für meine Klasse gültig war, eine andere. Und bitte, behalten Sie Ihre Kompetenzen für sich!


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 19.11.2013 um 21.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9712

Sie sollten an Ihrer Lesekompetenz arbeiten, Pt. Ich habe darauf hingewiesen, daß Volksentscheide Nachteile haben; nicht mehr und nicht weniger, nüchtern und sachlich. Ich habe nicht abgestritten, daß sie Vorteile haben. Und daß ich keine Vorteile genannt habe, bedeutet nicht, daß ich keine sehe.
Mehr noch: Meine eigene Haltung zu Volksentscheiden habe ich nicht genannt. Ich habe keinen Anlaß, das zu ändern. So hatten Sie zu keiner Zeit hinreichende Informationen, um meinen Standpunkt zu erkennen; Sie haben vorschnell und unbegründet geurteilt.

Als ich zur Schule ging, wurden die Volksentscheide der Weimarer Republik niemals als ursächlich für den Niedergang der Demokratie vermittelt. Ihre Existenz wurde lediglich im Zuge der Weimarer Reichsverfassung erwähnt.
Damals wie heute wird die Zerstörung der Weimarer Demokratie sehr deutlich vermittelt, und die Volksentscheide spielen dabei keine Rolle. Was im Lehrplan steht, weiß ich aus erster Hand; es ist mein Handwerkszeug.


Kommentar von Pt, verfaßt am 19.11.2013 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9711

So wie Sie, Herr Mahlmann, sich ausgedrückt haben, mußte/muß ich vermuten, daß sie ein glühender Gegner von Volksentscheiden sind, insbesondere da ich die Möglichkeit von Volksentscheiden nur ''angetippt'' hatte. Warum soll ich Politikwissenschaftler nach Risiken und Nachteilen von Volksentscheiden fragen, wenn ich nicht sehe, wo diese gegenüber den bekannten Nachteilen von Wahlen (''Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten'') liegen. Wahlen können auch manipuliert werden, und gewählte Politiker sind für Einflüsterungen aller Art noch viel anfälliger als ein ganzes Volk. Außerdem sind da noch die Lobbyisten. Wenn also Wahlen und Volksentscheidungen die gleichen Nachteile haben, die Nachteile von Wahlen aber schwerwiegender sind, . . . und falls sie darauf anspielen, daß durch Volksentscheide Entscheidungen zugunsten von Gesetzen fallen könnten, die Moralisten für verwerflich halten, dann tut es mir leid, damit habe ich keine Probleme. Alle Dinge haben Vor- und Nachteile, sie sprachen nur von Nachteilen, auch wenn sie jetzt plötzlich die Möglichkeit einräumen, daß eventuell doch die Vorteile überwiegen.

Ich habe auch nicht behauptet, daß die Volksentscheide zum Untergang der Weimarer Republik geführt haben. Ich habe nur versucht, darzulegen, wie man bei uns in der Schule versucht hat, den Schülern eine negative Haltung gegenüber Volksentscheiden zu vermitteln, indem man etwas von Problemen mit Volksentscheiden in der Weimarer Republik erwähnte, ohne tiefer in die Materie einzudringen. Sowas riecht ziemlich stark nach bewußter Manipulation, obwohl ich das diesem Lehrer – den ich gut kenne – nicht unterstellen will. Daraus schließe ich, daß das wohl Teil des Lehrplans war, der nur halbherzig umgesetzt wurde. Dies würde aber erklären, warum manche Leute so vehement gegen Volksabstimmungen sind und sich an vermeintlichen Nachteilen festbeißen, ohne die überwältigenden Vorteile von Volksabstimmungen für das politische Leben in unserem Land in Betracht zu ziehen.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 19.11.2013 um 19.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9710

Lieber Pt, ich habe nicht behauptet, daß Politikwissenschaftler grundsätzlich gegen Volksentscheide sind; ich habe dazu geraten, einen Politikwissenschaftler nach Risiken und Nachteilen von Volksentscheiden zu fragen. Ich glaubte, nicht extra betonen zu müssen, daß damit keineswegs die Schlußfolgerung ausgeschlossen ist, daß in der Summe die Vorteile überwiegen und somit für Volksentscheide zu plädieren ist.

Um zu überprüfen, ob Politikwissenschaft eine Wissenschaft ist, ist die Teilnahme an politikwissenschaftlichen Seminaren erhellend.

Daß die Volksentscheide zum Untergang der Weimarer Republik geführt haben, hat wohl noch nie jemand mit ernstzunehmender Sachkunde behauptet.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2013 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9709

Als früheres ÖDP-Mitglied und Unterstützer einiger Volksbegehren bin ich natürlich nicht grundsätzlich dagegen. Die Erfinder der Demokratie haben teils schlechte Erfahrungen damit gemacht, wegen ihres heftigen Nationalcharakters und der Verführbarkeit durch Demagogen, wie Thukydides berichtet. Von den Germanen erzählt Tacitus, daß sie ihre spontanen Entschlüsse eine Nacht überschlafen, bevor sie sie ausführen.
Es ist richtig, daß die mit erhobenem Zeigefinger ausgesprochene Warnung vor "Weimar" auf Unkenntnis der Tatsachen spekuliert.

In Schleswig-Holstein hat das Volk weise gegen die Rechtschreibreform entschieden, und die Landtagsfraktionen haben den Beschluß in törichter und unverschämter Weise in die Tonne getreten.
Der Einfluß wirtschaftlicher Interessen auf die Reformplanung ist nie nachgewiesen worden, andererseits hatte sich von Anfang an die GEW dahintergeklemmt, mit starkem Einfluß insbesondere auf die Lehrer. Das war also eher ideologisch als ökonomisch. Bertelsmanns Geschäftsinteressen kamen erst später zum Zuge.

Welchen Schwung die Ideologie einst hatte, muß man unbedingt in "vernünftiger schreiben" (Drewitz/Reuter) von 1973 nachlesen. Diesen Rat kann ich nicht oft genug wiederholen, vor allem für die Jüngeren, die jene Zeit nicht miterlebt haben.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.11.2013 um 16.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9708

Das Problem ist nicht, wer regiert, sondern wer die Regierung steuert.
Das Volk selbst könnte nur entscheiden, wenn es vorher gründlich informiert würde. Aber das war ja bei der Rechtschreibreform gerade und mit Absicht nicht der Fall. Eine Überrumpelung nennt man üblicherweise einen Putsch.
Abgeordnete brauchen nicht über das, worüber sie abstimmen, informiert werden, denn ihr Abstimmverhalten schreibt ihnen der Fraktionsvorstzende vor. (Entgegen Artikel 38 GG)
Wir wählen nicht die Regierung, sondern die Objekte von Lobby-Interessen.


Kommentar von Pt, verfaßt am 19.11.2013 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9707

Zu Marko Mahlmann, #9702:

Hab mir mal die Mühe gemacht und den Text eines beliebigen Politikwissenschaftlers (Dr. jur. Otmar Jung ist Privatdozent für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin) herausgesucht:

www.mehr-demokratie.de/volksentscheid-weimar-erfahrung.html

»Volksbegehren und Volksentscheid wurden in der Weimarer Zeit wenig praktiziert. Insgesamt wurden zwischen 1919 und 1933 auf Reichsebene nur acht Volksbegehren beantragt und davon vier zugelassen. Drei wurden tatsächlich durchgeführt; daraus resultierten zwei Volksentscheide. Beide scheiterten. Schon von dieser geringen Nutzung her ist ein Zusammenhang des Untergangs der Weimarer Republik mit direkter Demokratie unwahrscheinlich. In diesen Volksbegehren drückten sich zumeist die Interessen der „kleinen Leute“ aus, die sich von der Regierung übergangen oder mit unerfüllten Wahlversprechen getäuscht fühlten.«

www.mehr-demokratie.de/argumente-fuer-volksentscheide.html


Kommentar von Pt, verfaßt am 19.11.2013 um 16.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9706

Politikwissenschaftler sind natürlich Teil des Systems und damit befangen. Ich sehe auch nicht, wo da die Wissenschaft ist.

Zu #9703

Natürlich ist ein Volksentscheid kein Allheilmittel, das habe ich auch gar nicht behauptet. Er wäre aber geeignet, der Politik die vom Volk gewünschte Richtung vorzugeben. Anderenfalls, wo ist da die Demokratie, wenn das Volk nur über Köpfe oder die Sonorität der Stimmen abstimmen darf, alle Sachentscheidungen aber am Volk vorbei getätigt werden? Schließlich müssen die Leute die Entscheidungen dann auch ausbaden, d. h. dafür zahlen.

Besagtes Verfahren wurde auch in Dänemark angewandt, um die Zustimmung der Dänen zur Währungsunion zu erzwingen. Letzlich kann man alles mißbrauchen.

Zu #9704:

Wer sind/waren die Erfinder der Demokratie? Die Griechen? Die Franzosen? Die Engländer? Die Amerikaner?

Meine Aussage lautete:

"Durch Volksabstimmungen auf Bundesebene könnte man leichter aus solchen Situationen herauskommen."

Ich habe keine Aussagen über die Modalitäten gemacht, noch habe ich damit explizit ausgesagt, daß es eine Volksabstimmung über die RSR geben sollte. Es ist daher nicht ganz fair, mir mit vermeintlichen Nachteilen von Volksabstimmungen zu kommen und mir damit implizit zu unterstellen, daß ich mögliche Probleme nicht sehe. Probleme können durch entsprechende Gesetzgebung vermieden werden, das ist auch bei Wahlen nicht anderes.

Ich würde nie auf die Idee kommen, "spontane Abstimmungen" zu befürworten oder gar durchzuführen, es ist doch klar, daß es zuvor eine hinreichend lange Zeit zum Diskutieren und zum Überdenken des Sachverhalts geben muß. Dafür müßte auch sichergestellt werden, daß JEDER entsprechende Vorschläge machen kann, und daß diese dann auch für die Abstimmung übernommen werden können, nach entsprechenden Diskussionen und eventuellen Modifikationen. Das ist doch gerade das, was daran Spaß machen und die Leute zu mehr politischem Engagement führen würde. Warum sollten sich die Leute freiwillig um diesen Spaß betrügen lassen wollen? (Man könnte übrigens auch argumentieren, daß auch spontane Wahlen ins Verderben führen. Was ist, wenn das dumme Volk den Falschen wählt? Vielleicht einen, der vor der Wahl demokratisch tut, sich dann aber zum Diktator aufschwingt. Schlimm, schlimm, Wahlen sind pfui und gehören verboten.)

Ich finde es nicht sehr klug, eine Sache abzulehnen, nur weil in der Vergangenheit – unter völlig anderen Voraussetzungen – angeblich etwas damit schiefgelaufen ist. Uns wurde in der Schule gesagt, daß Volksentscheidungen deshalb problematisch wären, weil damals irgendwas damit war. Was damals war, das bekamen wir – soweit ich mich erinnern kann – nicht gesagt. Ca. elfjährige Schüler werden das wohl auch nicht aus eigenem Interesse recherchieren. Letztens war ich auf einer Webseite, auf der gezeigt wurde, daß die damaligen Volksentscheide wohl kaum etwas zum Erstarken der Nationalsozialisten beigetragen haben können. Dann müßte man eher Wahlen verbieten.


Kommentar von Die Welt, 19. November 2013, verfaßt am 19.11.2013 um 13.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9705

Leserbrief zu: "Nichts als Pfusch" vom 15. November

Gratulation an Herrn Guratzsch zu dieser ausgezeichneten Analyse! Bisher konnte ich noch keine ähnlich präzise und schonungslose Abrechnung mit der sogenannten Rechtschreibreform lesen. Als (inzwischen pensionierte) Lehrerin habe ich mich von Anfang an gegen das stümperhafte Machwerk gesträubt. Die negativen Auswirkungen waren voraussehbar. Mein Bemühen, vor der offiziellen Einführung mit Kollegen einen örtlichen Protest zu organisieren, scheiterte am vorauseilenden Gehorsam der überwiegend verbeamteten Lehrerschaft. Die "überflüssige und schädliche Kulturrevolution", wie der Autor den Vorgang zutreffend charakterisiert, hätte niemals stattfinden können, wenn sich neben einer Reihe von Schriftstellern und einigen wackeren Kämpfern in Initiativen alle Sprachverantwortlichen intensiver mit der "Reform" beschäftigt und Mut zum Widerstand gezeigt hätten. Das jämmerliche Versagen der damaligen Kultusminister müsste nachträglich geahndet werden.
Christa Wallau, Asbach

(www.welt.de)


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2013 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9704

Die Erfinder der Demokratie haben auch schon die Erfahrung gemacht, daß spontane Abstimmungen ins Verderben führen, daß also zwischen Vorschlag und Abstimmung eine längere Zeit zum Diskutieren und Abkühlen liegen sollte.


Kommentar von R. M., verfaßt am 18.11.2013 um 22.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9703

Einen beliebigen Schweizer zu fragen ist sicherlich sinnvoller. Der würde einem bestätigen, daß es einerseits funktioniert, andererseits aber natürlich auch kein Allheilmittel für alle Gebrechen »demokratischer« Gemeinwesen ist. So kennt man z. B. auch in der Schweiz das Verfahren, das Volk so lange abstimmen zu lassen, bis das von den Eliten gewünschte Ergebnis erzielt ist.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 18.11.2013 um 21.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9702

Ich weiß, worum es geht, und ich weiß, was ich schreibe. Ich weiß auch, was Sie schreiben.
Zu den Risiken und Nachteilen von Volksentscheiden fragen Sie einen beliebigen Politikwissenschaftler.


Kommentar von Pt, verfaßt am 18.11.2013 um 19.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9700

Herr Mahlmann, tun Sie doch nicht so, als ob Sie nicht wüßten worum es geht. Und falls Sie es wirklich nicht wissen sollten, schauen Sie doch einfach mal in Wikipedia nach, oder in der bayrischen Verfassung, die ja auch Volksentscheide kennt. Oder fragen Sie mal einen Schweizer. Oder informieren Sie sich hier: www.change.org oder hier: www.politsenf.de/?p=86

Gemäß einer Emnid-Umfrage (2013) befürworten 87% der Deutschen die Einführung des Volksentscheids auf Bundesebene. Das ist weit mehr als eine Zwei-Drittel-Mehrheit.

Ich habe keine Lust, mich mit Ihnen auf dem Niveau von Reformschriebbefürwortern zu streiten.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 18.11.2013 um 19.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9699

Ich wollte lediglich aufzeigen, daß Volksentscheide nicht so demokratisch sind, wie ihre Befürworter meinen. Wer legt fest, zu welchem Thema sie stattfinden? Wer formuliert sie? Soll das Volk auch darüber abstimmen?


Kommentar von Pt, verfaßt am 18.11.2013 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9698

Mir ging es darum, aufzuzeigen, daß Volksabstimmungen einen Ausweg aus derartigen Problemen darstellen würden, nicht nur in bezug auf die RSR. Natürlich muß dabei sichergestellt werden, daß sinnvolle Alternativen zur Auswahl gestellt werden, das versteht sich von selbst. Warum das nicht funktionieren soll ist mir nicht verständlich. Es geht nur darum, eine faire Vorgehensweise festzulegen. Wer allerdings prinzipiell etwas gegen Volksabstimmungen hat wird immer ein ''Argument'' dagegen an den Haaren herbeiziehen. Die Alternative ist die aktuelle ''Lobbykratie''.


Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 18.11.2013 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9697

Im Text wird der Ausdruck kirre verwendet. Die Wörterbücher verzeichnen dies einhellig mit Bedeutungen wie "gefügig, zutraulich, zahm", mit Rückverfolgung ins Mittelhochdeutsche und auch Gotische. Ich kenne es aber nur (mit etlichen Belegen) in der hier benutzten, genau gegenteiligen Bedeutung "unruhig, erregt, aufgescheucht, irritiert". Ich frage mich schon seit einiger Zeit a) wieso die Wörterbücher den tatsächlichen Sprachgebrauch ignorieren, b) wie es zu der offenbar stattgefundenen Bedeutungsumkehr kam. Vielleicht eine Kontamination mit irre?


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 18.11.2013 um 17.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9696

Was Volksabstimmungen bewirken, ist eine Frage der Formulierung. Prinzipbedingt kann eine Volksabstimmung nur geschlossene Fragen stellen oder ein paar Optionen zur Auswahl stellen.
Eine Volksabstimmung zur Rechtschreibreform muß nicht nach Reform hin oder her fragen; sie kann auch Änderungen zur Wahl stellen. Wenn die dann so absurd sind, daß sie keiner aufgreift, hat die Politik eine wunderbar demokratisch festgestellte Zustimmung zur Rechtschreibung, wie sie jetzt ist. Was wäre damit gewonnen?


Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.11.2013 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9695

Mit der Zeit wird man erkennen, daß die Rechtschreibreform nur eine von vielen Wirtschaftsförderungsmaßnahmen war, welche die Bundesregierung auf Druck von Lobby-Gruppen als "Reformen" verkauft. Wir machen uns gar nicht klar, welchen Einfluß solche Lobby-Gruppen haben.


Kommentar von Pt, verfaßt am 18.11.2013 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9694

Wenn man in eine Sackgasse geraten ist, hilft es nur, den Rückwärtsgang einzulegen und zurückzufaheren, wenn man weiterkommen will. Ein anderes Beispiel wäre Simulated annealing.

Durch Volksabstimmungen auf Bundesebene könnte man leichter aus solchen Situationen herauskommen. Wenn Politik immer nur ein neues Gremium zur ''Lösung'' derartiger Probleme einsetzen kann, dann wird sich nie eine Lösung ergeben.

Es gab genug Verlage, die sich der Reform widersetzten. Sie könnten ohne Gesichtsverlust sagen, daß sich die Reform nicht bewährt hat und zur klassischen RS zurückkehren!


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2013 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9693

Die Anpassung an den Schreibgebrauch muß ja nicht "permanent" erfolgen. Guratzsch weiß natürlich, daß eine gewisse Dauerhaftigkeit zum Wesen der Rechtschreibung gehört. Die allgemeine Richtung seiner Kritik ist immer auch unsere gewesen. Traurig genug, daß in den Medien fast nur Fachfremde sich mit solchen Gegenständen beschäftigen müssen und daher auch kleinere Fehler machen, die dann wieder genüßlich verwertet werden (wie es Guratzsch von seiten der Mannheimer Clique schon mehrmals geschehen ist).

Guratzsch überlegt wie andere auch, auf welchem Wege man aus der Misere herauskommen kann. Um der Kultusminister willen müßte es so aussehen, als ginge es weiter voran statt hinter den Jahrhundertfehler zurück. Daher sein Vorschlag, eine neue Kommission einzusetzen. Ich glaube allerdings auch nicht recht, daß es möglich ist. Die Minister können nicht schon wieder ein von ihnen eingesetztes Gremium nach Hause schicken. Über die Erfolgsaussichten des neuen Rates will ich noch gar nicht spekulieren.

Eher könnte es sein, daß einige Verlage die Nase voll haben und sich auf eine nochmals korrigierte Reformschreibung (d. h. die unreformierte bis auf Heyse und die Dreibuchstaben) einigen.


Kommentar von R. M., verfaßt am 16.11.2013 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9692

Peter Eisenman ist ein bekannter Architekt, und Herr Guratzsch schreibt in erster Linie über Architektur und Städtebau. Daher wohl dieser Lapsus.


Kommentar von Pt, verfaßt am 16.11.2013 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9691

Hieß der Typ nicht ''Eisenberg''?

Es ist auch nicht besonders klug, permanent ''den deutschen "Schrift-Usus" (also den mehrheitlichen Rechtschreibgebrauch) der Deutschen zu ermitteln und die "amtliche" Rechtschreibung daran anzupassen.''

Es wäre vielleicht besser, erstmal wieder zum Zustand vor der Reform zurückzukehren, und sich die Sache beruhigen lassen, bevor man wieder ein ''unabhängiges, mit Gegnern und Befürwortern zumindest paritätisch besetztes Gremium'' etabliert, wo letztlich wieder nur versucht werden wird, die jeweilige Ideologie durchzusetzen.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.11.2013 um 22.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=707#9690

Der Rechtschreibrat hat den mehrheitlichen Rechtschreibgebrauch der Deutschen (richtiger der Deutschsprachigen) ausdrücklich als Fehlentwicklung bezeichnet, der entgegengesteuert werden müsse – besonders was die Zusammenschreibung von Verben und Ergebnis-Adjektiven betrifft. Das sind belegbare Äußerungen des Rates. Der mehrheitliche Rechtschreibgebrauch hat den Rat überhaupt nicht interessiert. Weil die Erwachsenen nicht überzeugt werden konnten, wurden die Schüler in Geiselhaft genommen.



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