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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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Wolfram Metz zu »Der bitterböse Friederich«
Dieser Kommentar wurde am 22.10.2024 um 21.07 Uhr verfaßt.

Ein Produktvideo wirbt für eine Schlagfalle, die zuverlässig und theoretisch unbegrenzt wiederverwendbar Mäuse töten soll. Wenn die Falle so effektiv ist, wie das Video verspricht, kann man mit ihr Dutzende, ja Hunderte von Mäusen in den Tod befördern. Da mutet es etwas seltsam an, wenn zum Schluß ein Text eingeblendet wird, der uns versichert, daß bei der Herstellung des Videos keine echte Maus zu Schaden gekommen ist. Tatsächlich zeigt uns ein lächelnder Statist am Ende des Videos eine vom Metallbügel der Schlagfalle zerquetschte Stoffmaus. Manchmal sorgt der wohlmeinende Gesetzgeber für unfreiwillige Komik. (Vermutlich greift hier § 3 Nr. 6 Tierschutzgesetz.)


Theodor Ickler zu »Logik der Negation«
Dieser Kommentar wurde am 22.10.2024 um 08.50 Uhr verfaßt.

Was es heißen soll, ist klar genug, aber man muß ja auch die eigentümliche Wortwahl erklären.


Manfred Riemer zu »Logik der Negation«
Dieser Kommentar wurde am 22.10.2024 um 08.42 Uhr verfaßt.

Kann sein, oder vielleicht sollte es einfach "vorgebeugt" heißen.


Theodor Ickler zu »Stilistische Pracht«
Dieser Kommentar wurde am 22.10.2024 um 05.18 Uhr verfaßt.

Noch einmal Clemens (!) Meyer: „Wenn ich jetzt auf Platz eins der Bestsellerliste wäre, dann hätte ich 100.000 neue Leser und könnte meine Schulden bezahlen. Ich wäre meine finanziellen Sorgen für eine Weile los. Ich muss eine Scheidung finanzieren und habe 35.000 Euro Steuerschulden angehäuft.“ Damit ist Meyer, der übrigens schon zwei Dutzend Preise bekommen hat und nicht zu den armen Schluckern zählt, auf deren hartes Los er angeblich verdienstvollerweise aufmerksam machen wollte, wohl erledigt. Unflätiges Benehmen ist schlimm genug, aber eine nachgereichte Rechtfertigung dieser Art läßt beim potentiellen Buchkäufer die Frage aufkommen, was ein solcher Schriftsteller ihm allenfalls zu sagen hätte. - Wie elegant im Vergleich die provozierenden Auftritte des jungen Peter Handke oder Rainald Goetz!


Theodor Ickler zu »Logik der Negation«
Dieser Kommentar wurde am 22.10.2024 um 05.05 Uhr verfaßt.

Wahrscheinlich ist die nicht mehr verstandene Wendung mit "einen Riegel vorschieben" in Verbindung gebracht worden.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 22.10.2024 um 05.02 Uhr verfaßt.

Immer mehr Unternehmen nutzen Programme, um ihre Mitarbeiter rhetorisch zu schulen. Dabei werden den Nutzern am Bildschirm genau diejenigen rhetorischen Mittel beigebracht, die zur Zeit in der westlichen Zivilisation als gut und erfolgreich gelten. Die Programme sind sehr flexibel und an die Handlungsfelder der jeweiligen Unternehmen anpaßbar, so daß nicht mehr der Eindruck der Standardisierung aufkommt. Trotzdem findet sie natürlich statt. Bisher hatte man ja bei „Verkäufern“ aller Art (bis hin zum Pfarrer) immer wieder mal das Gefühl: Aha, das hat er so einstudiert! Die Vereinheitlichung der Welt im Sinn der WEIRDs ist unaufhaltsam.

Kürzlich klingelte ein nicht mehr ganz junger Mann an der Haustür und verkündete uns unter Öffnen eines dicken Aktenordners, daß der Staat jetzt 25 Prozent Zuschuß gebe usw., ein längerer einstudierter Vortrag, bis ich ihn ungeduldig fragte, worum es überhaupt gehe. Seine Antwort: „Dazu komme ich noch, lassen Sie mich ausreden!“ Das wollte ich mir nicht gefallen lassen und gab meine Entschlossenheit zu erkennen, nichts zu kaufen, erst recht keine neuen Fenster und Türen, um die es anscheinend ging. Der Mann wurde immer heftiger und verabschiedete sich endlich mit den Worten: „Ich habe besseres zu tun, als mit Leuten zu reden, denen die Negativität schon ins Gesicht geschrieben steht!“ Zwischendurch hatte er noch was Geringschätziges über meine Frau gesagt, die im Hintergrund stand und mir zurief, ich solle ihn wegschicken. Wir blieben einigermaßen perplex zurück. Hier hat die Schulung wohl nicht geklappt.

In der beginnenden Vorweihnachtszeit kommen ja eher die Werber der karitativen und frommen Organisationen vom Roten Kreuz bis zu Jehovas Zeugen an die Haustür und reden mehr oder weniger süßlich auf uns ein, wollen auch kein Bargeld mehr, sondern die Unterschrift unter einen Lastschriftauftrag.


Manfred Riemer zu »Logik der Negation«
Dieser Kommentar wurde am 21.10.2024 um 22.14 Uhr verfaßt.

"Der große BLV Pilzführer für unterwegs":

Zum Einfrieren [...]. Vorheriges Blanchieren oder kurzes Aufkochen in gesalzenem Wasser (evtl. unter Zugabe einer Messerspitze Zitronensäurepulver) wird angeraten. Dadurch wird einer ungewollten Vermehrung vorhandener Bakterien Vorschub geleistet.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 21.10.2024 um 12.23 Uhr verfaßt.

„In den Jurys der Shortlist-Preise sitzen immer auch Buchhändlerinnen (...)“ (SZ 21.10.24)

Vielleicht sind wirklich nur Buchhändlerinnen gemeint, man weiß es nicht mehr.

Übrigens versucht Hilmar Klute das Ausrasten Clemens Meyers zu rechtfertigen. Ich will darauf nicht eingehen. Es ist ja nur ein Rädchen im wundersamen Perpetuum mobile des Literaturbetriebs. Von der Buchmesse bleibt jedenfalls vor allem Clemens Meyer in Erinnerung.


Theodor Ickler zu »Alles englisch«
Dieser Kommentar wurde am 21.10.2024 um 05.26 Uhr verfaßt.

Auch sonst ist der Umgang der Buchmesse mit der deutschen Sprache bemerkenswert:

„New Adult Stage in Halle 1.2 für Fans von New Adult, Romance und Fantasy

Das Frankfurt Studio steht für mitreißende Talks von Star-Autor*innen sowie Branchen-Expert*innen zu den neuesten Themen und Trends – mit bis zu 150 Zuschauer*innen vor Ort.

Auf der Open Stage, der größten und vielseitigsten Eventbühne der Frankfurter Buchmesse, treffen Influencer*innen auf Bestsellerautor*innen und Stars aus TV und Kultur.“

Deutsch im Endstadium.


Theodor Ickler zu »Friede sei mit euch!«
Dieser Kommentar wurde am 20.10.2024 um 16.20 Uhr verfaßt.

Im Podcast der ZEIT interpretieren die „Pfarrerstöchter“ das biblische Gleichnis vom Weinberg, aber sie verfehlen meiner Ansicht nach die Pointe, die Jesus klar genug hervorhebt. Die Tagelöhner, die den ganzen Tag durchgearbeitet haben, bekommen den vereinbarten Lohn und haben kein Recht, anklagend auf andere zu verweisen, die besser wegkommen. Es steht dem Unternehmer frei, nach Erfüllung seiner vertraglichen Pflicht, mit seinem Geld zu machen, was er will. So auch Gott gegenüber den Menschen, von denen einige sich abgerackert haben, während andere nach Gottes unergründlichem, aber unanfechtbarem Ratschluß auch ohne Anstrengung ins Himmelreich kommen. Diese „höhere Gerechtigkeit“, wie man es ja auch nennt, übersteigt das gewerkschaftliche Denken, das die beiden Schwestern immer wieder ins Spiel bringen. Die ZEIT-Journalistin Sabine Rückert verliest dazu einen sehr langen Text von Jens Jessen aus der ZEIT, der nichts zur Sache beiträgt, sondern die sehr fragwürdige Lehre verbreitet, daß die heutige Jugend den Alten mit Recht Verfehlungen und Versäumnisse vorhält, die ihnen heute das Leben schwer machen.


Theodor Ickler zu »Kognitivismus«
Dieser Kommentar wurde am 20.10.2024 um 16.18 Uhr verfaßt.

Die Ethologie der Lorenz-Schule hat dazu beigetragen, vom „Wissen“ eines Organismus über seine Umwelt zu reden, wo in nüchterner Betrachtung nur von Anpassung gesprochen werden sollte. Der Begriff des „Wissens“ hat einen ganz anderen Ort in unserer Sprache, und man sollte nicht ohne Not psychologische Begriffe in die Biologie tragen. Das Pilzmyzel, das in Symbiose mit den Wurzeln der Birke lebt, „weiß“ nichts über Birken. Auch mit „Repräsentation“ geht man zu weit, und beides trägt nichts zum besseren Verständnis bei.

„Insgesamt speichert die lebende Substanz immer mehr Wissen über die Welt und über die Möglichkeiten, in ihr zu leben.“ (Valentin Braitenberg: Das Bild der Welt im Kopf: Eine Naturgeschichte des Geistes. Stuttgart 2009:106) „In Gehirnen ist die Welt abgebildet.“ (S. 135) „Dass die Struktur des Gehirns eine Abbildung der Welt ist, habe ich schon gesagt. Sie ist es im gleichen Sinn, in dem der Körper eines Lebewesens Abbildung der ‚biologischen Nische‘ ist, an die ihn die Evolution angepasst hat.“ (S. 142)

Wenn die Tiefenwahrnehmung in einer Auswertung der Möglichkeiten des Greifens und Schreitens besteht, ist es unplausibel, von einer Abbildung der Welt zu sprechen. Auch wird erst in Verbindung mit den Exekutivorganen (gleichsam der angeschlossenen Hardware-Peripherie) klar, was die Hirnstrukturen überhaupt steuern. Wenn Barlows „efficient coding hypothesis“ zutrifft, wird z. B. eine gerade Linie nicht Stück für Stück gescannt, sondern auf eine komplizierte, aber ressourcenschonende Weise „errechnet“; auch das verträgt sich nicht mit einer Abbild- und Speichertheorie.


Theodor Ickler zu »Platon und die Piraten«
Dieser Kommentar wurde am 20.10.2024 um 16.12 Uhr verfaßt.

Das war immer mein Punkt, wenn ich daran erinnerte, daß eine Spinne nicht so groß werden kann wie Aragog in "Harry Potter" und ein Elefant nicht 20 m hoch. Der eine würde durch sein eigenes Gewicht zerdrückt werden, die andere könte nicht durch Tracheen atmen – alles wegen der dritten Potenz. Aber es eben nicht "logisch möglich und nur empirisch unmöglich"!


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