Theodor Ickler zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 17.56 Uhr verfaßt.
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#55694
Da haben wir es schon: "Wie der Staat sich beim Mindestlohn selbst bereichert" – "Tichys Einblick" baut die Milchmädchenrechnung genüßlich aus. Gut genug für ein solches Publikum.
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Theodor Ickler zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 16.27 Uhr verfaßt.
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Wer war es noch mal, der beim Einsteigen in die Straßenbahn bemerkte, daß von der anderen Seite ein heruntergekommener alter Knacker einstieg – bis er erkannte, daß er sein Spiegelbild gesehen hatte?
Ja es gibt natürlich solche Fälle, teils hier zum "Spiegeltest" schon besprochen, und auf der anderen Seite die Illusionskünste der Maler. Antiken Malern wurde nachgerühmt, daß sich auf ihren Blumenbildern Bienen niederließen usw.
Zweierlei können Maler nicht erreichen: Kein Tiefensehen durch Akkomodation der Linse und keine Unterscheidung von fovealem und peripherem Sehen (besprochen unter "Sehen und Sprechen" mit Hinweis auf Ernst Machs irreführendes "Selbstbild"). Der Strahlengang ist nicht abgelenkt, sondern der gleiche wie bei anderen Objekten – nur die Interpretation ist "irrig".
Im Spiegel sehen wir ja auch nicht nur uns selbst, sondern alles mögliche, wie auch in anderen glänzenden Oberflächen (Sie haben das Wasser erwähnt).
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Manfred Riemer zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 16.26 Uhr verfaßt.
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Wollten wir wirklich reine Logik unabhängig von jeder Erfahrung und von physikalischen Tatsachen betreiben, dann hätten wir nur die zwei Wahrheitswerte (in der klassischen Logik) wahr und falsch, die wir in Beziehungen setzen könnten. Von Geschwindigkeiten, geschweige denn von ihrer Addition könnten wir nicht reden und ein Perpetuum mobile ließe sich ohne den physikalischen Energiebegriff gar nicht definieren.
Ganz ohne Empirie und physikalische Tatsachen wäre Logik ziemlich langweilig.
Physikalische Zusammenhänge sind Aussagen mit einem Wahrheitswert, physikalische Tatsachen sind wahre Aussagen. Man kann physikalische Tatsachen also sehr wohl logisch verarbeiten, und in diesem Sinne würde ich sie dann eben auch logische Gründe nennen.
Der Versuch, kompliziertere physikalische Zusammenhänge logisch zu begründen bzw. das Mögliche darin logisch zu ergründen, ergibt nur Sinn, wenn man von physikalischen Sachverhalten, die empirisch als Tatsachen erwiesen wurden, also von wahren Grundaussagen, ausgeht.
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Erich Virch zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 15.11 Uhr verfaßt.
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Ist der Unterschied so klar? Wir nehmen das Spiegelbild nicht als Täuschung wahr, obwohl es eine ist. Hinter dem Spiegel ist niemand, im See schwimmt keine kopfstehende Landschaft. Inwieweit ein Gemälde das räumliche Durchsehen der Bildfläche provoziert, hängt von der Art der Malerei ab. Der Maler lenkt den Strahlengang.
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Theodor Ickler zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 12.52 Uhr verfaßt.
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Lichtgeschwindigkeit, Energieerhaltung: das sind physikalische Tatsachen, keine logischen. Darum konnten auch die logikbesessenen Scholastiker nicht darauf kommen.
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Theodor Ickler zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 11.11 Uhr verfaßt.
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Euphemismen-Tretmühle: Bald wird es heißen „N-Wort sagt man nicht, weil damit die Gefühle der N-Wörter verletzt werden.“
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Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 10.19 Uhr verfaßt.
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Manche empören sich darüber, daß ein Tatverdächtiger nicht in Untersuchungshaft genommen wird. Sie scheinen U-Haft für einen Teil der ersehnten Bestrafung zu halten, die vorab schon einmal vollstreckt werden sollte. Das ist aber nicht der Zweck dieser Einrichtung. Wenn die Justizbehörden befinden, daß bei bekannter Identität, Anschrift usw. weder Flucht- noch Verdunkelungs- noch Wiederholungsgefahr besteht, kann sie z. B. einen (natürlich muslimischen) „Grabscher“, auch wenn es die Gerechten empört, „frei herumlaufen“ lassen.
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Manfred Riemer zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 09.41 Uhr verfaßt.
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Man kann wohl das Mögliche unterschiedlich definieren.
1. Variante:
Was wir nicht wissen, also nicht ausschließen können, ist möglich.
(Diese Variante hatte ich gerade beim geozentrischen Weltbild verwendet.)
2. Variante:
Mögliches ist das, was nach allen objektiven Gegebenheiten, egal, ob wir sie kennen oder nicht, sein kann, aber nicht sein muß.
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Manfred Riemer zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 09.20 Uhr verfaßt.
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Warum sollte das Mögliche einen Vorbehalt brauchen? Möglich sein heißt ja nicht Existenz, sondern es könnte existieren, muß aber nicht.
Was widerspruchsfrei ist, ist nicht unmöglich, also möglich – eigentlich eine Tautologie.
Ich denke, es gibt sehr wohl logische Gründe für die nichtlineare Geschwindigkeitsaddition (die absolute Höchstgeschwindigkeit des Lichts) und gegen das Perpetuum mobile (Energie kann nicht aus nichts entstehen) usw.
Aus der Sicht der frühen römischen Kirche (mit den bis dahin bekannten Sätzen) war ein geozentrisches Weltbild nicht widersprüchlich, also noch möglich, und damit (mit der Möglichkeit!) hatte sie recht. Sie hatte nur nicht recht, diese Theorie zum Dogma zu erheben, und sie hatte auch theoretisch nach Kopernikus nicht mehr recht.
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THeodor Ickler zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 05.04 Uhr verfaßt.
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„Tout ce qui n’implique point de contradiction, est possible.“ (Leibniz)
Das Problem steckt im logischen Begriff des Widerspruchs. Meiner Ansicht nach ist die Logik nicht unabhängig von der Empirie, darum muß jede Überlegung zum logisch Möglichen mit einem realistischen Vorbehalt versehen werden. Um auf ein schon oft erwähntes Beispiel zurückzugreifen: Es scheint logisch einwandfrei zu sein, wenn man Geschwindigkeiten für unbeschränkt addierbar und subtrahierbar hält – die Newtonsche Mechanik also. Sollen wir mit unserem heutigen Wissen sagen: Logisch möglich, aber empirisch nicht? Das wäre keine zutreffende Wiedergabe von Einsteins Erkenntnis. Die bezieht sich vielmehr schon auf den Begriff der Geschwindigkeit (um es konventionell auszudrücken). Das Konstrukt einer apriori geltenden, empiriefreien Logik steht selbst in Frage.
Ein Perpetuum mobile SCHEINT logisch widerspruchsfrei möglich zu sein, ebenso ein Planetensystem mit gleichen Winkel- oder Bahngeschwindigkeiten aller Planeten, ein 20 m hoher Elefant usw. – sie sind aus verschiedenen Gründen unmöglich, aber nicht zufällig, sondern notwendigerweise.
Das war auch mein Einwand gegen "mögliche Welten". Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1510#43229
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Theodor Ickler zu »Unsichere Flexion«
Dieser Kommentar wurde am 02.07.2025 um 04.40 Uhr verfaßt.
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Selbst bei so häufig gebrauchten Substantivierungen wie "die Gerade", "die Variable" herrscht große Unsicherheit. Wikipedia gibt Quines berühmte These so wieder: "Zu sein bedeutet der Wert einer gebundenen Variable zu sein." Für mein Sprachgefühl müßte es "Variablen" heißen, so wie ich auch immer "einer Geraden" sagen würde. Duden läßt beides gelten.
Anders steht es bei "das Deutsch/Deutsche (der Gegenwart)".
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Theodor Ickler zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 18.37 Uhr verfaßt.
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Noch heute denken sich Philosophen gern aus, wie Sprache funktioniert, wie sie erworben wird usw. Ich habe einige mehr oder weniger wüste Beispiele zitiert – bis hin zu dem renommierten Hans-Johann Glock, der zu wissen glaubt, daß Delfine oder Affen wie dreijährige Kinder sprechen können. Darauf stützen sie dann ihre Theorien. Warum brennen ausgerechnet auf linguistischem Gebiet (man denke auch ans Gendern) so schnell alle Sicherungen durch, als gäbe es da keine wissenschaftlichen Tatsachen wie auf allen anderen Gebieten?
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