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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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15.06.2007
 

Den Duden braucht jeder
Die orthographische Schulmeisterei als Gewinner

Wenn man sich die Abiturrichtlinien der Schulministerien ansieht, findet man, daß bei den schriftlichen Arbeiten in allen Fächern ein "Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung" als Hilfsmittel zugelassen ist, oft als einziges. Warum gerade Rechtschreibung? Wäre nicht z. B. ein Synonymwörterbuch ebenso wichtig?
Es bestätigt sich auf geradezu niederschmetternde Weise, daß die Deutschen tatsächlich Sprache mit Rechtschreibung gleichsetzen. Aber es waren die Schulbehörden, die ihnen diese beschränkte Sicht anerzogen haben. Mit anderen Wörterbüchern umzugehen (außer im Fremdsprachenunterricht natürlich) haben die Schüler nicht gelernt, sie wissen – wie unsere Tests ergeben haben – oft nicht einmal, was es da alles gibt.
Und dann kommt mitten im Schlamassel der Rechtschreibreform das bayerische Staatsinstitut ISB und frohlockt, als Folge der Reform müsse der Umgang mit dem Rechtschreibwörterbuch im Unterricht selbstverständlicher werden! Hatte nicht die Reform u. a. das Ziel, "die Benutzung des Rechtschreibwörterbuchs weitgehend überflüssig zu machen" (Eisenberg)?



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Kommentare zu »Den Duden braucht jeder«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2012 um 15.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=855#20165

"Evelyn Walter unterrichtet seit 30 Jahren an der Friedrich-List- Grundschule in Neuseddin. Jetzt bekam sie den Landeslehrerpreis verliehen."

Die MAZ fragt:

"Fiel Ihnen die Umstellung von der alten zur neuen Rechtschreibung schwer?
Walter: Ja. Früher war ich perfekt oder fast perfekt in der deutschen Rechtschreibung. Heute muss ich doch öfter nachschlagen, weil ich die Ausnahmefälle nicht so gut kenne. Das ist zeitaufwendig."

Eine von hunderttausend. Wir gratulieren zur Rechtschreibreform!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.06.2007 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=855#9113

"Das Ganze" vs. "das ganze":

Nach dem, was ich einmal gelernt habe, meint das kleingeschriebene "das ganze" die summarische Betrachtung. Ähnlich zu "das alles". Beispiel:
"Das ganze ist einfach zum Heulen.... das alles ist einfach zum Heulen".
Anders dagegen "das Ganze", welches eine Einheit meint. "Wenn wir nun den Blick auf das Ganze richten..... Das "Ganze" meint hier offensichtlich mehr als die Summe der Teile. Es ist auch durch die Betonung vom kleingeschriebenen 'das ganze' unterschieden.

Für philosohpische Erörterungen und andere tiefgründige Texte scheint mir das eine essentielle Unterscheidungsmöglichkeit zu sein. Umso erstaunlicher und bedauerlicher finde ich es, daß das großgeschriebene 'Ganze' sich offenbar auf breiter Front durchgesetzt hat und das Allerwelts-"ganze" verdrängt hat: "Wenn ich mir das Ganze so ansehe....
 
 

Kommentar von stst, verfaßt am 15.06.2007 um 20.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=855#9112

"dasselbe"

Beim Lesen hat man es hier mit einem indirekten Kollateralschaden der Reform zu tun. Wegen der Allgegenwart von "dass" zerfällt für mich die Zusammenschreibung "dasselbe" mittlerweile in "dass" und "elbe", also in eine völlig unsinnige Wortgruppe. Seit mir das bewußt wurde, schreibe ich hier ausschließlich getrennt "das selbe".
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.06.2007 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=855#9111

Das Fenster als Ganzes (komplett) vs. das Fenster als ganzes (heil).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.06.2007 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=855#9110

Beide Formen, die Welt als Ganzes und die Welt als ganze, sind natürlich legitim und bedeuten auch nicht dasselbe. Schon Duden Bd. 9 von 1985 stellt letztere als obsolet hin. Das läßt sich anhand von Henrich und Spaemann leicht widerlegen. Schreiben Sie einfach mal nach Mannheim.
 
 

Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 15.06.2007 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=855#9108

Apropos Duden-Spitzfindigkeiten:

Der aktuelle Newsletter spricht etwas an, das mir auch noch nie so recht klar war. Es gibt um Groß- und Kleinschreibung bei "das Ganze".

"Das Ganze

Ziemlich klar ist, dass man ganz kleinschreibt, wenn es sich um ein attributives Adjektiv handelt: die ganze Welt, das ganze Land, die ganze Zeit usw. Auch noch recht leicht zu merken ist, dass man dagegen das substantivierte Adjektiv großschreibt: das große Ganze, im Großen und Ganzen, aufs Ganze gehen u. Ä.
Schwieriger wird es bei Ausdrücken wie die Welt als ganze/Ganze. Um etwas in seiner Gesamtheit auszudrücken, verwendet man die Substantivierung das Ganze in der Apposition. Demnach ist großzuschreiben: die Welt als Ganzes (nicht: als ganze [Welt]). Was den Kasus betrifft, so richtet sich diese Beifügung nach dem Bezugswort: von der Welt als Ganzem (nicht: als Ganzes)."

Was ist davon zu halten? Wieso darf man eigentlich nicht - nach den Vorstellungen des Duden - die elliptische Konstruktion wählen, um eine Gesamtheit auszudrücken? "Die Welt als ganze [Welt]"
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 15.06.2007 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=855#9104

Komisch, komisch, daß ich mir meinen ersten Duden erst Jahre nach dem Abitur gekauft habe. Dabei war ich gar kein Wunderkind ...
 
 

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