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»Rechtschreibung und -reform«


Beiträge zum Thema

»1. August 2008«

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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)

Dieser Beitrag wurde am 11.08.2008 um 21.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3754


Rechtschreibung
Schlussstrich unter alte Regeln

Die Übergangsfrist ist vorbei: Wenn sich Wiener Schulkinder schneuzen, müssen sie das mit äu tun - zumindest auf dem Papier. Alles andere wird nun nach der endgültigen Umsetzung der Rechtschreibreform als Fehler gewertet (wienweb.at/W24 berichtete, siehe Link).

Schüler sind alte Hasen

Alles kein Problem für Wiens Schüler, meint Karl Blüml vom Wiener Stadtschulrat, der am Regelwerk mitgearbeitet hat. Es werde schon länger ausschließlich die neue Fassung unterrichtet. Diese stammt aus dem Jahr 1996, mit Änderungen vom Jahr 2006. Der einzige Unterschied: Was bisher bloß angestrichen wurde, kann jetzt Noten kosten.

Kein Problem mit dem S

Was ist mit der neuen Schreibung einfacher geworden? Eindeutig die s-Schreibung, glaubt Blüml. Auch aus den Volksschulen komme die Rückmeldung, dass die Entscheidung zwischen s, ss und ß nun leichter fällt. Auch bei der Entscheidung "Groß oder klein?" bietet die Rechtschreibreform leicht verständliche Hilfe.

Trennen ist schwierig

Nach wie vor schwierig, so Blüml, sei die Getrennt- und Zusammenschreibung. Im Wandel der Gemse zur Gämse sieht er dagegen kein Problem. Das sei eine Zeitlang hochgespielt worden. Und scherzt: "Außerdem heißt das Tier für die Leute, die es betrifft, ohnehin Gams".

Qual der Wahl

Auch für Sprachpuristen gibt es keinen Grund, in Depressionen zu verfallen. Bei Fremdwörtern sind nämlich weiterhin beide Varianten erlaubt - die eingedeutschte und die herkömmliche. Wer will, kann also getrost weiter Thunfisch essen statt Tunfisch. Allen, die sich immer noch schwer tun, empfiehlt Blüml die kurzgefassten Regeln auf der Homepage des Unterrichtsministeriums (siehe Link): ausdrucken, studieren und anwenden. (sal)


http://www.wienweb.at/content.aspx?menu=1&cid=153703
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 11.08.2008 um 16.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3748


Viren geschlechtlich
Zu #3747: Eine gute Unterscheidung! Aber wo hört beim Rechner das Maschinenartige auf und wo fängt da vielleicht das Eigenleben des Ganzen oder seiner Teile an?
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rr bth
Bayreuth

Dieser Beitrag wurde am 11.08.2008 um 12.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3747


Nochmal (!) zum Virus:

(Nicht nur) ich sage,
- wenn's um Lebewesen geht: das Virus,
- wenn's um Computer geht: der Virus.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 11.08.2008 um 10.30 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3746


Ja gut, ich will die Gams gern in Bayern lassen (und in den übrigen Alpenländern).
Das Erzgebirgische ist ja als ein Sammelsurium verschiedenster deutscher Dialekte entstanden, als das "Barggeschrey" umging und Menschen aus allen Himmelsrichtungen (auch aus Bayern) zum Silberabbau ins Erzgebirge rief. Vielleicht hat damals auch einer eine Gams mitgebracht, oder zumindest die Bezeichnung ("aane Gams" oder "zwee Gäms").

Ober wos dos Viech ahgieht, do glaab ich fei net, daß dos ner arzgebirgsch is. De Arzgebirger treim aah ihr Vieh of de Waad, un aah de Bayern ham Viecher. Wie ieberoll in Deitschland ward Viech im Arzgebirg mannichmol aafach e weng ohschätzig ("abwertend") uder lässig for Vieh gesaht, uder aam wie es Viechzeig for Uugeziefer.
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Christoph Schatte
Poznan

Dieser Beitrag wurde am 10.08.2008 um 00.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3744


Lieber Herr Riemer,

natürlich ist die Gams in Bayern erfunden worden, und so muß es bleiben!

Daß en Arzgebirgler angesichts des auf Steinen behenden [ich weiß, eigentlich be...; aber lassen wir das!) Tierchens dasselbe Wort in etwas anderer als bairischer Lautung verwendet (bzw. noch darf), wird weder einen Bayern noch den Duden erschüttern.

Die Ga____ms ist halt a bayerisches Vieh (erzgeb. "Viech").
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Christoph Schatte
Poznan

Dieser Beitrag wurde am 10.08.2008 um 00.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3743


Im Schülerduden – wie sollte es anders sein – steht (nach aller Beglückungs-Pädagogik) "der Virus, (auch:) das Virus". Wie sollte es auch anders sein (können).

Man frage besser nicht nach dem Plural von virus in Latein (so eine Sprache soll es einst gegeben haben, in Rom und so).
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Christoph Schatte
Poznan

Dieser Beitrag wurde am 10.08.2008 um 00.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3742


Lieber Herr Markner,

da wird Ihnen in der FAS eine neue Gattung "aus (m)einer Laier gerade erst ans Licht treten" wie einst das Nasobem. Vom Oktopus wird das journaillistische Kabinettsstückchen ja wohl nicht handeln.

Die FAS erweist sich mehr denn je als Büldungsblatt.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 09.08.2008 um 10.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3740


Interessant, daß der Rechtschreibduden hier präziser war als der Fremdwörterduden. Kein Wunder, daß die meisten Leute nie in die Bände 2 ff. geschaut haben.
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Roger Herter
Basel

Dieser Beitrag wurde am 09.08.2008 um 05.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3739


... dafür im Duden von 1991 genauer:

Virus, das, außerhalb der Fachsprache auch der

Und zu #3733 (R. Markner) im Ickler:

Krake, der/die

Seit der Übernahme aus dem Norwegischen im 18. Jh. gilt zunächst nur der Kraken
(s. Adelung 1811). Noch 1930 verzeichnet Pinloche (Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache) beide Formen: der Krake, der Kraken.

Erst im Lauf des 19. (und frühen 20.) Jh.s etabliert sich der Name dieses mythischen Meeresungeheuers als zoolog. Gattungsbegriff breiter, d.h. die eine Benennung wird allgemein üblich (norw. krake, m.), die andere obsolet.

Recht neu hingegen dürfte die deutliche Tendenz zum Genuswechsel sein. Die Krake begegnet mir so oft, daß sie mich schon (fast) nicht mehr stört...

Die Analogiebildung, die Herr Höher annimmt, erscheint mir plausibel.

(Ach, wie hübsch wär's morgensternisch: die Krake und ihr Kraken...)
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 08.08.2008 um 20.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3738


Im Schülerduden steht's umgekehrt.
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Peter Küsel
Norderstedt

Dieser Beitrag wurde am 08.08.2008 um 19.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3737


Es steht sogar schon im Fremdwörterduden von 1990 (5. Auflage):

Virus ... das (auch: der)
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Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 08.08.2008 um 18.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3736


Zu 193#3733 (die Krake) und 193#3735 (der Virus):

So gerne ich auch die Rechtschreibreform für alles mögliche verantwortlich mache, möchte ich doch bei den beiden genannten Beispielen zur Vorsicht mahnen. Ergänzen kann man noch die Probleme mit der Pluralbildung von Antibiotikum/ Antibiotika, dem Genus von der Oktaeder sowie gewiß noch manches, was mir nur jetzt nicht einfallen will.

Diese Dinge sind für mich eher Symptome eines allgemeinen Bildungsverfalls aufgrund nicht mehr vorhandener Kenntnisse in den alten Sprachen (Latein und Griechisch). Ich möchte aber auch gar nicht ausschließen, daß womöglich sogar Relikte vom Lateinunterricht hier eher verwirren als aufklären helfen (-us, -a, -um). Der Usus, der Numerus und schon wird es auch der Virus. Bei dem armen Kraken kommt eventuell auch wieder der lateinische Name dem deutschen Wort ins Gehege. Der Oktopus ist mit Sicherheit bekannt, aber viele Wasserbewohner, die auf -e enden, sind weiblich wie die Qualle, die Koralle oder die Forelle. Ich kann mir daher gut vorstellen, ohne jetzt den Anspruch zu erheben, die Weisheit verschluckt zu haben, daß so auch der Krake weiblich wurde.

Die Singular- und Pluralformen von Antibiotikum sind nicht einfach und wurden auch in den 90er Jahren schon gerne vertauscht und inzwischen kennt fast niemand mehr die korrekten Pluralformen von Globus und Atlas.

Ich stimme Ihnen aber zu, Herr Markner, daß die Reformschreibung mit ihrer Bildungsferne ein übriges getan hat, diesen Prozeß zu beschleunigen.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 08.08.2008 um 14.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3735


Und die Woche darauf: alles Wissenwerte über den Virus.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2008 um 22.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3733


Demnächst in der F.A.S.: der große Report über die Krake.
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Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2008 um 13.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3732


Vielen Dank, Herr Metz. Nun kommen wir des Rätsels Lösung entschieden näher. An der regionalen Form (samt Plural Gamsen) hat sich also nichts geändert.

Damit hat wohl Herr Markner recht, hier eine Übergeneralisierung aufgrund der angeblichen Volksetymologie "Gämse" zu sehen. Auch wenn Stefanowitsch das nun wieder bestreiten würde, ist das doch zumindest ein weiteres Indiz dafür, daß die Neuschreibungen nicht beherrscht werden.
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2008 um 12.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3731


ÖWB, 37., überarbeitete Auflage, Nachdruck 1995:
Gams der, -/- (Jägerspr.): Gemse, Gamsbock || die Gams, -/-en (landsch.): Gemse
Gemse die, -/-n; → Gams

ÖWB, 40., neu bearbeitete Auflage 2006:
Gams der, -/- = die, -/-en (Jägerspr. bzw. reg.): Gämse
Gämse die, -/-n: im Hochgebirge lebendes Tier, Gams
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2008 um 12.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3730


Meine Bemerkung bezog sich natürlich auf den standardsprachlichen Gebrauch, nicht auf die alpenländischen Mundarten.
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Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2008 um 11.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3729


Ich habe mich unklar ausgedrückt. Daß im Duden und im Ickler die Gams steht, war mir bewußt. Der Paul hat leider keinen Eintrag zu Gams und Duden und DUW haben beispielsweise noch den Zusatz "(Jägersprache, landsch.)" Gerade dieses "landsch." wollte ich genauer verstehen.

Da es bekanntlich Abweichungen zwischen dem Duden und dem "Österreichischen Wörterbuch" (ÖWB) gibt, dachte ich zunächst eigentlich an dieses Buch. Zu den Unterschieden gibt es übrigens eine linguistische Arbeit. Anna Maria Lesselsberger: Die Kodifizierung der Orthographie im Rechtschreibwörterbuch. Eine Untersuchung zur Rechtschreibung im "Duden" und im "Österreichischen Wörterbuch". Tübingen: Niemeyer 2000 (= RGL; 217).

Ganz unmißverständlich gefragt: Hat daher jemand das ÖWB (vorreformiert und reformiert ) zur Hand? Im Internet kann ich es nicht finden. Die vermeintlichen Wörterbücher aus Österreich, die es dort gibt, sind wohl eher Scherzartikel für Touristen.

Ob dann im ÖWB Österreicher oder Zugereiste nachsehen, soll mir egal sein.
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Peter Küsel
Norderstedt

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2008 um 10.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3728


Im Duden steht die Gams seit eh und je (1991 wie 2004), und im Ickler steht sie auch.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2008 um 09.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3727


Am Rande der Kleinstadt Elterlein im Erzgebirge befindet sich der Gamsberg.

Für mich war es immer DER Gamsberg, aber ich sehe gerade, daß es weltweit, sogar bis Namibia, davon einige gibt.
Und ich staune, daß Gams ein regional bairisches Wort sein soll.
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2008 um 08.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3726


Das „Gemshorn“, ursprünglich ein Blockflöteninstrument aus Kuh- oder eben Gemsenhorn, ist als Orgelregister seit mindestens 500 Jahren mit „e“ bekannt. Obwohl dieser Fachbegriff dem Duden entgangen ist, fühlen sich doch noch 3,5 Prozent der Internettexter bemüßigt, daraus ein „Gämshorn“ zu machen.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 05.08.2008 um 23.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3725


Herr Glück ist nicht aus Österreich, sondern wohnt dort. Gams überlebt nur noch in Komposita wie Gamsbart.
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Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 05.08.2008 um 19.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3722


Ich habe auch zuerst Gänse gelesen und mir nicht viel dabei gedacht. Erst durch Markners "Übergeneralisierung" (hier) bin ich hellhörig geworden.

Ganz blöd gefragt: Kann das Tier in Österreich womöglich Gams heißen? Analog zum Gamsbart. Da war – zumindest glaube ich mich so zu erinnern – der Plural Gamsen. Der könnte dann womöglich zu Gämse übergeneralisiert worden sein.

Ist noch jemand, außer Herrn Glück, aus Österreich, der meinen Blödsinn womöglich korrigieren kann?
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)

Dieser Beitrag wurde am 05.08.2008 um 19.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3721


Zu #3698: Warum eigentlich "Gämse" auch in der Mehrzahl? Erst jetzt merke ich, warum ich unwillkürlich immer an "Gänse" gedacht habe.
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Heiko Burger
Furtwangen

Dieser Beitrag wurde am 05.08.2008 um 19.26 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3720


1.August 2008

In einer Südtiroler Zeitung war auf Seite 13 zu lesen:

Wie in Österreich endet auch in Südtirol die Übergangsfrist
für die neuen amtlichen Regeln der deutschen Rechtschreibung.

Bis zum 31. Juli wurden die Änderungen zwar angestrichen, nicht
aber als Fehler gewertet. Somit endet die Übergangsfrist der Reform
der Reformen.
In der Schweiz und Liechtenstein endet die Übergangsfrist am
31.Juli 2009.
Der Landeshauptmann von Südtirol, Luis Durnwalder meint in der
Zeitung, daß er die Doppel-S Schreibung übernimmt.
Allerdings wird er sich nicht aufraffen, völlig umzustellen.
Das müßten die Jüngeren übernehmen.

Andere Befragte hoffen auf das Korrekturprogramm am PC.

Aus einem persönlichen Gespräch zum Thema Rechtschreibreform mußte
ich erfahren, daß es Hauptsächlich die junge Generation ist, die auf die moderne
SS-Schreibung drängt. Es ist so, daß die Tochter die Mutter erziehen will:
Mama, wann schreibst du endlich muß mit ...
Nun ist es so, daß die älteren Südtiroler die Tradition lieben, so daß es
zu Konflikten zwischen alt und jung kommen könnte.
Modern und Tradition: ,,Schloß’’

Vielerorts zu sehen: ,,grosse’’ ,,grösste’’ ,,Fuss’’ ,,Aussen’'.
Außerdem auffallend in Südtirol, daß die Beschilderungen an die Pässe
schnell auf Doppel-S umgestellt wurden.
In Österreich hingegen fährt man noch zum ,,Paß’’ hinauf.
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Matthias Künzer
Herzogenrath

Dieser Beitrag wurde am 04.08.2008 um 10.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3706


Zabel: "kennen- und schätzen gelernt habe". Das scheint bereits Additum zu sein. Fundamentum wäre doch sicher: "kennen und schätzen gelernt habe".
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 03.08.2008 um 22.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3705


Zu #3704: Reichte nicht ein Ehrenkreuz — und das, so daß wir Zeit hätten, sowas noch besser zu durchdenken, zwei Dritteljahre nach diesem 1. August?
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 03.08.2008 um 21.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3704


Ich schlage vor, Prof. Zabel zum Ehrenmitglied der FDS zu ernennen.
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Dieser Beitrag wurde am 03.08.2008 um 19.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3703


Kommentar von Stefan Strasser am 03.08.2008 um 17.41 Uhr

Den Vorschlag Prof. Zabels (offener Brief an Dr. Zehetmair), nämlich ein orthographisches Basiswissen zu definieren, es zu Beginn zu lehren und darauf die Meisterklasse aufzusetzen, halte ich für durchaus vernünftig. Genau so funktioniert die Aneignung orthographischer Fähigkeiten ja tatsächlich.

Hätte man 1996 anstatt allen – also auch den Gebildeten – eine Idiotenorthographie zwangszuverordnen, so einen Ansatz verfolgt, wäre die Reform vermutlich in ganz andere Bahnen gekommen.

Diskussionen über einzelne Details seines Briefes sind natürlich vorprogrammiert.
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Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 03.08.2008 um 12.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3702


Zu 193#3701:

Ich stimme Ihnen zu, Herr Metz. Noch interessanter ist aber, daß Zabel nach eigener Auskunft, im Gegensatz zu Zehetmair, den Kontakt zu "wenig Schreibenden" noch nicht verloren hat. Daher weht also der Wind! Wenn man sich überhaupt nicht mehr von Erst- bis Viertkläßlern losreißen kann, verliert irgendwann leider den Überblick, daß die Schreibleistungen und auch der Umfang von Geschriebenem nicht auf diesem Niveau bleiben.

Ebenfalls bemerkenswert finde ich den Tenor bei Zabel, daß die allerbeste Reform eigentlich der Schwachsinn von 1996 war und nur wegen der bösen und uneinsichtigen Reformgegener und der Presse (etwa die, welche jetzt gut schläft?) diese grandiose Errungenschaft zu etwas Magerem zurückstutzen mußte.

Das fällt Zabel also zu zehn Jahren Rechtschreibchaos ein! Ich würde ihm auch gerne in meinem Anstaltstrakt ein Zimmer freihalten. Dann müßte er Zehetmair auch keine offenen Briefe mehr schreiben.
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 03.08.2008 um 11.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3701


Zu #3700:

Es muß festgehalten werden, daß Zabel die aktuelle Schulorthographie für schwerer erlernbar hält als die klassische: »Konrad Duden war ein Verfechter der sogenannten „Volksorthographie“, einer Orthographie, die ohne große Kenntnisse der Geschichte der deutschen Schriftsprache und der deutschen Grammatik vom „Volk“ beherrscht werden sollte. Von einer solchen Orthographie sind wir nach den Entscheidungen des Rates für die deutsche Rechtschreibung weiter entfernt denn je.«

Aufgemerkt habe ich übrigens bei der »wenig schreibenden Bevölkerung« und den »wenig schreibenden Erwachsenen«. Liest sich fast so, als ob es in Deutschland niemanden gäbe, der auch mal ein bißchen häufiger schreibt ...
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Verschoben


Dieser Beitrag wurde am 03.08.2008 um 11.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3700


Kommentar von Thomas Paulwitz am 03.08.2008 um 10.22 Uhr

Zabel hat einen Brief an Zehetmair geschrieben.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 03.08.2008 um 11.30 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3699


Eine ganz neue Form der Übergeneralisierung: Die e/ä-Wandlung zieht auch eine Pluralumstellung nach sich.
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Christoph Kukulies
Würselen

Dieser Beitrag wurde am 03.08.2008 um 10.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3698


Zum 10. Jahrestag der Einführung der RS"R" hat sich die F.A.S. was ganz besonderes ausgedacht. Eine Reportage über das Wappentier der Rechtschreib"reformer", die Gemse, allerdings in der neuen Schreibweise, mit "ä".

Ich saß heute morgen am Frühstückstisch mit meinen beiden Enkelinnen, die in Wien zur Schule gehen, und fragte die Älteste, wie Gemse geschrieben werde. "Gemse, mit e", kam als Antwort. Und wie laute der Plural? "Gemsen".

Ein Stein fiel mir vom Herzen. Österreich scheint hinsichtlich "Gemse" noch unverseucht zu sein.

Nun also der Artikel aus der heutigen F.A.S. (Kleines Sonntagsrätsel: Wieviele Gemsen gibt es in Bulgarien? - Antwort für Ungeduldige: 1)

Für fünf Gämse mehr

Patuline Petrat und Marlene Wiehe sprachen mit Forstwissenschaftler Vladimir Milushev über seine Auf­gaben bei der Wiederansiedlung der Balkangämse im Vitosha-Gebirge. Übersetzt hat Tanya Georgieva-Schnell.

Herr Milushev, was sind die Ziele des Projektes?

Unser Hauptziel ist die Wiederansied­lung beziehungsweise Rückkehr der Bal­kangämse. Dadurch wollen wir die Ge­samtpopulation der Gämse in Bulgarien verbessern.

Wie viele Mitarbeiter hat das Projekt?

Es gibt zwei Hauptverantwortliche, die von verschiedenen Organisationen unter­stützt werden, zwei ehrenamtliche Mitar­beiter und immer mal wieder ausländische ehrenamtliche Mitarbeiter sowie auslän­dische Praktikanten. Seit dem Beginn des Projektes im Februar 2002 waren etwa zehn haupt- und 100 ehrenamtliche Mit­arbeiter involviert.

Für welchen Aufgabenbereich sind Sie verantwortlich ?

Ich bin in der Verwaltung des Projektes tätig und außerdem der Faunaexperte. Ich repräsentiere das Projekt in der Öf­fentlichkeit. Ich muss dafür sorgen, dass die Ziele erreicht werden, muss die Mit­arbeiter ihren entsprechenden Aufgaben zuordnen und bin für die Kooperation mit den Unterstützern zuständig. Die un­terstützenden Institutionen erwarten re­gelmäßige Berichte über den Verlauf des Wiederansiedlungs-Projekts, die von mir verfasst werden. Diese Arbeit ist für mich ohne viel Aufwand zu erledigen, da meine Vorgänger schon gut vorgearbeitet haben und unser Projekt somit einen guten Ruf hat.

Wie lange arbeiten Sie schon daran?

Das Projekt wurde im Jahr 2002 ins Leben gerufen. Nach meinem Forstwissenschafts-Studium habe ich im Jahr 2006 angefangen, für das Projekt zu arbeiten. Die Natur und das Gebirge haben mich schon immer begeistert, und somit war mir schon immer klar, dass nur eine Arbeit in der freien Natur für mich in Frage kommen würde.

Beim mühsamen Weg zu den Gämsen haben wir uns gefragt, wie oft Sie ihn gehen müssen.

Die Population der Gämse ist noch et­was instabil; deshalb muss ich die Gämse mindestens einmal pro Woche vom Berg aus beobachten. In letzter Zeit gab es kaum einen Tag, an dem niemand zu den Gämsen gegangen ist. Es ist wichtig, die Gämse zu beobachten, um zu sehen, wie sie sich entwickeln und somit entschei­den zu können, wann die Gruppe stabil genug ist, um einzelne Gämse wieder freilassen zu können.

Werden bestimmte Gämse für die Frei­lassung ausgewählt oder verläuft sie willkürlich?

Eigentlich wollen wir nur bestimmte Gämse freilassen, allerdings ist dies nicht immer möglich, da zu viel Stress auf die Tiere ausgeübt würde und es äußerst schwierig ist, sie einzufangen. Das Gehe­ge ist extrem groß und unüberschaubar.

Gibt es in Bulgarien vergleichbare Pro­jekte?

Speziell für den Erhalt und die Wiederansiedlung von Gämsen gibt es kein wei­teres Projekt in Bulgarien. Generell gibt es für die Wiederansiedlung spezieller Tierarten weniger Projekte als für die Er­haltung und Untersuchung. Im Bereich der Erhaltung gibt es Projekte für Wei­den, Landschaften und seltene Tierarten, und im Bereich der Untersuchung gibt es Projekte für Amphibien, Ziesel und nachtaktive Greifvögel. Außerdem gehö­ren zum Naturpark zwei Museen, eines mit Eulen und eines mit Libellen.

Ist Wiederansiedlung der Gämse erfolg­reich?

Auf jeden Fall. Anfangs haben wir 21 Gämse in den Naturpark geholt. Heute, sechs Jahre später, zählen wir 26 Tiere. Fünf zusätzliche Tiere klingt zunächst wenig, allerdings gab es im Winter 2003/2004 extrem viel Schnee, so dass die Gämse unter sehr schweren Witte­rungsbedingungen leben mussten. Außer­dem ist es mehreren Hunden gelungen, in das Gehege einzudringen. Wir haben die Überreste zweier Gämse gefunden, und es ist sehr wahrscheinlich, dass die Hunde sie gerissen haben. Trotz des Ver­lustes der Tiere, können wir sagen, dass das Projekt positiv verläuft, da der Zu­wachs der Tiere stetig steigt.

Gibt es Unterstützung durch die Öffent­lichkeit?

Es gibt sie. Allerdings wollen wir nicht zu viele Informationen an die breite Öf­fentlichkeit preisgeben, denn das Pro­jekt hat auch Gegner. Wir überlegen uns also vorher, wem wir was erzählen. Gegenüber Studenten und interessierten Schülern unseres Gebietes sind wir sehr offen.
Unterstützung gibt es sowohl von pri­vaten Förderern als auch von staatlichen Institutionen. Es gibt Freiwillige, die uns beim Transport der Tiere und bei Reparaturarbeiten unterstützen.
Einige der Projektgegner sind Jäger. Also haben wir uns mit einigen von ih­nen getroffen und ihnen verdeutlicht, wie wichtig die Gämse für den Naturpark sind und somit ein Abkommen getroffen, dass sie auf die Gamsjagd verzichten. Das Wichtigste ist, dass das Projekt bis jetzt gut gelaufen ist, aber wir sind auch erst in der Mitte. Die Gämse müssen sich noch weiter an ihre neue Umgebung ge­wöhnen.


Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 3.Aug. 2008
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Heiko Burger
Furtwangen

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2008 um 12.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=193#3664


Nach 10 Jahren Zwangsreform durch den Staat,
kam es wie es kommen mußte:

Jeder schreibt auf seine Art.

Der eine kann, der andere muß.
So hat jeder sein Genuß.

War es nicht auch so beim Turmbau von Babel,
daß keiner mehr den anderen verstand?

Ist es nicht auch so im ,,Modernen Deutschland''?
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