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»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Das Genitiv-s bei Eigennamen«

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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 21.03.2011 um 20.14 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=176#7617


Und wie verhält es sich mit dem Dativ-n bei Eigennamen?
Ich glaube, man kann das Problem durchaus unter "Deklination von Namen" verallgemeinern, deshalb schreibe ich es mit in diesen Strang.
Ein Dativ-n (wie auch Akkusativ-n) an Personennamen wirkt ja schon sehr antiquiert, trotzdem sprechen meine Mutter und ihre Schwestern noch heute von "Lotten" und von "Papan".

Der Mannheimer Morgen schreibt in seiner heutigen Ausgabe (Seite 13):

"Veronica Ferres wurde von einem Türken das Leben gerettet."

Wie bitte? Klingt das nicht sehr verdächtig nach "Da werden Sie geholfen"?
Nach wiederholtem Lesen war aber klar, nicht sie wurde von einem Türken das Leben gerettet, sondern ihr wurde von einem Türken das Leben gerettet. Dem Namen Veronica Ferres sieht man eben nicht an, ob er im Nominativ oder im Dativ steht. Dadurch wird aber der Leser auf die falsche Spur geführt.

Meine Tante hätte gesagt:
"Lotten wurde das Leben gerettet." Da ist alles sofort klar.
Mit Veronica Ferres scheint das nicht zu klappen, jedenfalls nicht auf deutsch. Da hatte sie aber Glück, daß ihr ein Türke zu Hilfe kam!
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Dieser Beitrag wurde am 21.04.2008 um 15.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=176#3216


Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 20.04.2008 um 23.14 Uhr

Vielen Dank für die Erläuterungen, Hr. Achenbach.
Ich selbst finde, daß Genitiv-s bei Eigennamen manchmal komisch klingt. In diesen Fällen lasse ich es dann weg. Daß es dazu auch eine Duden-Empfehlung gibt (gab), höre ich aber nun zum ersten Mal.
Neuere Duden-Ausgaben scheinen sich dazu nicht mehr zu äußern?


Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 20.04.2008 um 00.34 Uhr

Zur Frage des Genitiv-s sagt mein Duden (1961) folgendes:

"Familien-, Personen- und Vornamen mit Geschlechts- oder Fürwort bleiben im Wesfall ungebeugt, gleichviel ob noch ein anderes Hauptwort vorangeht.
Beispiele: des Karl, ... eines Sokrates, des Kaisers Karl ..."

und:

"Bei seltener gebrauchten stark gebeugten Fremdwörtern wird das Wesfall-s der Einzahl häufig weggelassen. Besser ist die Form mit -s.
Beispiele: die Schreibung des griechischen Beta(s), der Kampf des Torero(s)."

Der Fall "Duden" ist wohl ein Grenzfall, denn es handelt sich sowohl um einen Familiennamen, als auch um die Bezeichnung eines weithin bekannten Rechtschreibwörterbuchs. Offenbar habe ich an beides gedacht, weil ich einerseits das Genitiv-s weggelassen, andererseits den Artikel benutzt habe (was sonst bei Familiennamen eher unüblich wäre). Ebensogut könnte man wohl auch "des Dudens" sagen.

Die Formulierung des Duden zu den Fremdwörtern erscheint mir nicht recht geglückt. Es kommt, glaube ich, nicht darauf an, ob ein Fremdwort häufig oder selten gebraucht wird, sondern darauf, ob es noch als deutlich "fremd" oder schon als einigermaßen "eingebürgert" empfunden wird. Persönlich scheue ich mich, noch deutlich als "fremd" empfundene Wörter einfach deutschen Sprachregeln zu unterwerfen, seien es Flexions-, Rechtschreib- oder Ausspracheregeln. Deshalb sage ich - wenn nicht noch lieber "runtergeladen" - eher "downloaded" als "downgeloadet" (was sich der Duden anmaßt, als einzig richtig zu bezeichnen), schreibe ich lieber e-mail als E-Mail, spreche ich "Livesendung" mit stimmhaftem w aus, obwohl mir mein Duden schon 1961 ein f aufdrängen wollte.
Deshalb nehme ich auch Anstoß an der apodiktischen Aussage, "besser sei die Form mit -s". Daraus spricht - wie mir scheint - die Eindeutschungsmanie des Duden, die mit "Kautsch" ihren - erfreulich ergebnislosen - Höhepunkt erreichte.
Woher weiß man eigentlich, daß ein Fremdwort stark gebeugt wird, wenn es überhaupt nicht gebeugt wird?

Übrigens: Ein sehr bekannter Film wird als "Die sieben Samurai" verkauft.


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 19.04.2008 um 20.16 Uhr

Eine interessante Frage! Bei Achenbachs "Duden" hier, meine ich, spielt eine Rolle, daß es ein Buchtitel ist (wobei das "en" am Ende auch noch an das G.-Sg.-"(e)n" der schwachen Maskulina anspielen könnte). Andererseits ist die starke "-s"-Endung doch so stark, daß sie sogar an schwache Mask. (des Namens) und an "des Herzens" angetreten ist. Bei einigen Fremdwörtern wird die Endung nicht hinzugefügt: Der Duden sagt zwar "Haiku, s, s", aber ich kenne viele deutsche Haikuautoren, die hier weder ein G.-Sg.- noch das Pl.-"s" benutzen. Bei "Samurai" ist es genauso. "Die Ehre eines Samurais, — überhaupt die der Samurais ..." - klingt doch seltsam, oder? Auch an der "Steuerung eines Fords" gäb's was Ungewohntes, oder? — Ich schließe mich Herrn Strassers Frage an: Ist hier ein System?


Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 18.04.2008 um 18.37 Uhr

Eine Frage, die mich immer wieder mal beschäftigt: gibt es eine Regel/Empfehlung oder sonstwas, wonach in manchen Fällen Genitiv-s weggelassen wird?
Der folgende Satz von Hrn. Achenbach (siehe hier) erinnerte mich wieder einmal an diese Frage.
"Wenn ich versuche, alle Verästelungen der Kommaregeln des alten Duden zu verstehen, so könnte mir auch das Wort "chaotisch" in den Sinn kommen."
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